ÜBER MEINE ARBEIT - PHOTOGRAPHIEN

Photographieren bedeutet für mich nie nur das Schaffen eines Abbildes! Es geht mir nicht um Reproduktion oder gar Dekoration. Meine Bilder entstehen nicht im Studio, und niemals arrangiere ich etwas. Um zu photographieren, muss ich hinausgehen, muss mich auf fremdem und neuem Terrain bewegen. Die Anwesenheit der Kamera zwingt mich zu bewusstem Sehen, zu Wachsamkeit und Neugierde. Sehen, wirklich sehen, das ist die interessante Sache. Ich photographiere, um zu verstehen. Dieser Prozess und das Ergebnis sind vergleichbar mit der Arbeit eines Erzählers, der ein Bild als Element für die eine oder andere Erzählung wieder verwenden kann.

  • die Arbeiten sind meistens in Serien und themengebunden

  • der Mensch selbst findet keinen Eingang ins Bild, aber die Spuren, die er hinterlässt (z. B. in Feld Wald Flur)

  • als außerordentlich spannend werden Themen empfunden, die das dialektische Wechselspiel von Innen und Außen reflektieren (Fenster, Türen, Vorgärten,..)

  • als weiterer inhaltlicher Schwerpunkt ist das Phänomen Zeit zu nennen (z.B. photographische Erkundung der neuen Bundesländer in den Jahren nach der Wende)

  • Photographien, die die Ästhetik des Zen aufgreifen, also im Unscheinbaren ihren Reiz finden: Wabi - Sabi


ÜBER MEINE ARBEIT - PHOTOGRAPHIEN OHNE KAMERA (SCANS)

Neben der Form der klassischen Photographie beschäftigen mich „Photographien ohne Kamera“ die sogenannten SCANS. SCANS sind photographische Bilder, die ohne Kamera aber mit Hilfe eines Flachbettscanners entstehen. Es handelt sich um Bilder, die den ursprünglichen Ideen der photographischen Kunst sehr nahe sind, keine Naturphotographie, eher Sehstücke sind. Sie zielen nicht in erster Linie auf Identifikation der Gegenstände. Motivwahl, die Gestaltung von Flächen, die starke Ausschnitthaftigkeit widersprechen der gewöhnlichen Erwartung an das Medium Photographie. Kriterium der Auswahl dieser Fundstücke ist zum einen der Zufall, der Verblühtes, zu Boden Gefallenes,.... durch spontane Aufmerksamkeit, bewusstes Betrachten aus dem Kontext des Unbeachteten löst. Bewirkt zum anderen diese Beobachtung Neugierde, Verwunderung, wird in kleinen Details etwas Besonderes entdeckt, das assoziativen Freiraum beim Betrachten ermöglicht, ist ein weiteres Kriterium für die Beschäftigung mit dem Objekt erfüllt. Auch Materialstruktur und Oberflächengestaltungen von Verpackungen und Ähnlichem, ob Papier oder Kunststoffe, können Basis für Bildfindungen sein. Extreme Vergrößerung, Herausfiltern von Details, die Wahl ungewohnter Ausschnitte sollen bei meinen Arbeiten gängige Betrachtungsmöglichkeiten verändern und erweitern. Eine Blüte z.B. in ihrer üppigen Schönheit des Erblühens zu photographieren ist eine Möglichkeit, aber den Blick auf das Stadium des Verfalls zu lenken, ermöglicht neues Sehen, Spielräume des Assoziierens. Kunststofffolien, abgerissene Klebestreifen und vieles mehr offenbaren im Detail durch die direkte Konfrontation im Bild auf Grund der Technik des Scannens einen neuen unbekannten Mikrokosmos. So nimmt die Technik selbst ebenfalls Einfluss auf die Bildsprache. Die Wahl des Ausschnittes und eine enge Begrenzung können einen Abstraktionsgrad zur Folge haben, der den Betrachter schwanken lässt zwischen Erkennen des Gegenstandes und Spekulation. Die Betonung eines Details wiederum und seine Isolierung vom Umfeld kann das objet trouvé als Skulptur erscheinen lassen. Farbreduktion bei einigen der neueren Arbeiten unterstützen den bildnerischen Kanon der Abstraktion hin zu autonomeren Formen. So ist es ein Ziel, von den abgebildeten Objekten möglichst unabhängige Bilder zu entwickeln